Von Dr. Judith Bildau

Kopfschmerzen, Lichtempfindlichkeit, Sehstörungen und Übelkeit – viele Frauen kennen diese Beschwerden nur zu gut. Kommt es zu einem Migräneanfall, helfen meist nur starke Schmerzmittel, spezielle Migränemedikamente und Stunden, manchmal sogar Tage, in einem abgedunkelten Zimmer. Knapp 15% aller Frauen leiden an Migräne; dagegen „nur“ 6% aller Männer. Im TK-Gesundheitsreport von 2019 wird außerdem deutlich: Frauen zwischen 45 und 54 Jahren sind besonders häufig betroffen. Also in einer Alterspanne, in der eine grundsätzliche hormonelle Umstellung stattfindet. Die Perimenopause, also die Wechseljahre, die rein statistisch mit etwa 45 Jahren beginnen, sind geprägt von starken Östrogenschwankungen.

Die Ursache für Migräne in den Wechseljahren

Schon lange ist bekannt, dass Östrogen in einem engen Zusammenhang mit Migräne und Kopfschmerzen steht. Vor allem schwankende Hormonspiegel scheinen hier eine zentrale Rolle zu spielen. In der Perimenopause und durch den abrupten Wechsel zwischen Östrogendominanz und -mangel kommt es deshalb häufig nicht nur zu einer Zunahme der Migränehäufigkeit, sondern auch der -intensität. Um das besser verstehen zu können, müssen wir uns einmal den Einfluss von Östrogen auf wichtige Botenstoffe unseres Körpers anschauen.

Hohe Östrogenspiegel können über verschiedene Stoffwechselwege das Risiko für eine Migräne in den Wechseljahren erhöhen. So stimulieren hohe Hormonspiegel vermehrt die Mastzellen, die wiederum verstärkt Histamin ausschütten. Histamin triggert die für die Migräne typische Weitstellung der Gefäße. Einen ähnlichen Effekt hat die östrogenbedingte erhöhte Stickstoffproduktion. Auch Stickstoff (NO) sorgt dafür, dass es zu einer Dilatation der (Hirn-) Gefäße kommt.

Ein Östrogenmangel führt nicht nur zu einer verminderten Serotoninsynthese, sondern auch zu einem schnelleren Abbau des „Glückshormons“ und zu einer Verringerung der Serotoninrezeptoren. Ein niedriger Serotoninspiegel kann einerseits die Ausprägung von depressiven Verstimmungen und Ängsten verstärken, andererseits auch die Migräneanfälligkeit und das Schmerzempfinden erhöhen. Seit längerer Zeit ist außerdem bekannt, dass ein abfallender Östrogenspiegel mit der Ausbildung des Entzündungsbotenstoffes CGRP zusammenhängt. Dieser sorgt neben der Weitstellung der Hirngefäße auch für die typische-migräneassoziierte Inflammation.

Maßnahmen gegen Migräne

Es ist also, rein biochemisch, überhaupt kein Wunder, dass die Wechseljahre eine Zeitspanne sind, in der Frauen vermehrt Kopfschmerzen und Migräne erleben. Jetzt ist guter Rat teuer, denn der Leidensdruck der Betroffenen ist oft sehr hoch! Was hilft also wirklich – neben Schmerzmitteln und Triptanen? Neben regelmäßigen Entspannungsphasen, ausreichend körperlicher Bewegung, Verzicht auf Nikotin und Alkohol können folgende Maßnahmen bei Migräne in den Wechseljahren hilfreich sein: